Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!
„Derselbige Friede überschwebt alle Sinne, Vernunft und Verständnis. Das musst du nicht so verstehen, dass ihn niemand fühlen noch empfinden könnte; denn sollen wir mit Gott Frieden haben, so müssen wir’s ja fühlen im Herzen und im Gewissen.
Wie könnte sonst unser Herz und Sinn bewahrt werden durch ihn? Sondern so sollst du es verstehen: Wenn Trübsal und Widerwärtigkeit kommt über die, die nicht wissen mit Gebet zu Gott zu fliehen…, so …suchen auch sie Frieden, aber nur den, den die Vernunft begreift und erlangt. Die Vernunft aber weiß von keinem Frieden, als von dem, wenn das Übel aufhört. Dieser Friede schwebt nicht über alle Vernunft, sondern ist ihr gemäß. Darum …streben sie auch der Vernunft nach, bis dass sie denselben Frieden durch Abtun des Übels erlangen, es sei mit Gewalt oder mit List… Aber die sich an Gott freuen, lassen sich begnügen, dass sie mit Gott Frieden haben, bleiben männlich in Trübsal, begehren nicht den Frieden, den die Vernunft sucht, nämlich des Übels Aufhören; sondern stehen fest und warten der inwendigen Stärke durch den Glauben, fragen nichts danach, ob das Übel kurz, lang, zeitlich oder ewig sei und bleibe, denken und sorgen auch nicht, wie das Ende werden wolle, lassen Gott walten immerhin, wollen nicht wissen, wann, wie, wo und wodurch. Darum tut ihnen auch Gott wieder die Gnade, und schafft ihrem Übel ein solch Ende, mit so großem Vorteil, wie es kein Mensch hätte denken und wünschen können.
Siehe, das heißt der Friede des Kreuzes, der Friede Gottes, der Friede des Gewissens, der christliche Friede, der macht, dass der Mensch auch auswendig stille und mit jedermann zufrieden ist, und niemanden beunruhigt. Denn das begreift noch tut keine Vernunft, dass ein Mensch unter dem Kreuze Lust, unter dem Unfrieden Frieden haben. Es ist ein Gottes Werk, das niemand bekannt ist, als dem, der es erfahren hat… (Luther)